Plattdeutscher Abend im Heimathaus
WN-Bericht und Fotos von Alfred Stiller
Samstag, 09.12.2023
Der zweite Plattdeutsche Abend in der aktuellen Wintersaison war wieder einmal gut besucht. 70 Zuhörer und Aktive hatten sich im „muckelig“ warmen Heimathaus eingefunden und der Duft vom Spekulatiusbacken am Wochenende lag auch noch in der Luft. Wirklich schön und stimmig, die adventliche Dekoration. Plätzchen und Glühwein gab es für alle, die es sich gut gehen lassen wollten. Dazu eine völlig neue und bessere Sitzanordnung mit gutem Blickkontakt.
Der Plattdeutsche Abend im Heimathaus war auch bei der zweiten Veranstalung in diesem Winter sehr gut besucht.
Ludger Kövener richtet Grüße von den beiden anderen Vorsitzenden, die leider erkrankt waren, aus und Hermann Kövener ließ erst einmal die Glöckchen klingen, bevor es mit „Guoden Aobend leiwe Lüe“ in Plattdeutsch losging. Er verwies auf die kurze Adventszeit, darauf, dass es uns ja gut geht und andere Menschen wegen Krieg, Flucht und Vertreibung unsere Hilfe brauchen, wir dagegen bestimmt nicht alle Geschenke, die gekauft werden! Dann ging es mit „dütt un datt“ quer durch Advent, die Winterzeit und vieles zum Schmunzeln und Lachen. Gemeinsame Lieder, von Werner Kövener auf der Gitarre begleitet, wie „Wi segget ju an, den leiwen Advent“, forderten die Besucher doch ein wenig heraus. Klar, Plattdeutsch geht einem nicht so leicht über die Lippen, weil es nicht mehr täglich genutzt wird.
Werner Kövener begleitete den Gesang auf der Gitarre.
Der Stutenkerl mit schwarzen Korinthenaugen und weißer Pfeife, eine Moritat von Hannes Demming, verlor seinen Kopf an das kleine Änneken. Sünte Klaos, der Nikolaus, saust trotz Schneegestöber durch die Nacht und die Glöckchen klangen auch in der Geschichte, die Hermann Kövener noch erzählte. Alte Männer träumen von ihren Kindertagen und den kleinen Geschenken in früheren Zeiten. Anni Preckel und der Stern von Bethlehem sowie Albert Laubrock, der den Herbst noch einmal Revue passieren ließ, waren auch mit Vorträgen dabei. Gerda Käuper brachte eine sehr persönliche Geschichte, frei vorgetragen, da sie den Zettel zu Hause vergessen hatte. Authentischer kann man seine Gedanken zu einem Bild – junge Frau am Fenster - verwoben mit harten Erlebnissen aus der Kinderzeit der Vorfahren, nicht vortragen. Dafür gab es einen ganz besonderen Applaus. Bernd Artmann konnte ebenfalls was zum Sünte Klaos berichten und darüber, dass dessen Schimmel den Weg alleine findet und am liebsten Schwarzbrot von der Fensterbank frisst. Auch Hildegard Wegmann hatte den heiligen Mann, ja es war eben Nikolaustag, im Mittelpunkt ihrer Geschichte. Früher waren Wunschzettel auch oft lang und trotzdem musste man sich wundern, mit wie wenig man zufrieden war. Familienbesuch mit sechs Töchtern auf dem Weihnachtsmarkt in Münster, bei dem eine Menge Geld für das „Kunstklo“ ausgegeben werden musste, ist ein teures Vergnügen. Die Begebenheit aus den 1970er Jahren ließ Hermann Kövener aufleben.
Die Aktiven des Abends.
Die Pause war schnell vorbei. Mit Liedern ging es gleich danach weiter. In der Zeit um die Währungsreform war es schwer, sich und die Familie mit Lumpensammeln durchzubringen und auch schnell verdientes Geld, Metall aus einem Flugzeugabsturz, war wieder schnell zerronnen, wenn das Finanzamt beteiligt werden will. Dieser Beitrag von Anni Preckel ging auch manchem zu Herzen. Antiautoritär erzogene Kinder, das morgentliche Anziehen der Unterhose, Ratschläge, wie man die dunkle Zeit übersteht, alles das gab es noch im Programm. Wie sehr das Mitleid mit den Armen abnimmt, wenn man selbst aus der Kälte ins warme Haus kommt, und gute Ratschläge ob lieber ein warmer Backstein oder eine recht junge Frau ein Bett wärmen können, die Bandbreite war schon ganz gewaltig. Mit einem Abschlusslied und dem Hinweis auf den nächsten Plattdeutschen Abend am 03.01.2024 und die Buchvorstellung von Ulrich Lunkebein am kommenden Mittwoch, 13.12.2023 um 19:00 Uhr, dann war ein kurzweiliger Abend schon wieder Vergangenheit.