Eisenguss statt Bronze

Neue Gedenktafel an der Friedenslinde im Brock montiert
WN-Bericht von Daniela Allendorf, Fotos Klaus Brandes

Mittwoch, 15.11.2023

OSTBEVERN. Es war Ende Juli, als Alfred Stiller, langjähriges Mitglied des Heimatvereins, an der Friedenslinde in der Bauerschaft Brock entlang radelte und seinen Augen nicht traute. Mit brachialer Gewalt hatten Unbekannte die Gedenktafel von dem großen Findling abgebrochen. Und auch wenn der materielle Schaden nicht so hoch ist, so hat es einen Ostbeverner ganz besonders getroffen, als er von dem Vandalismusvorfall hörte: Eduard Silge - er war einer der damaligen Initiatoren des Mahnmales. Trotz aller Bestürzung war für Silge aber klar, dass er „nicht lange fackeln wollte". Die Tafel sollte - so seine Idee - möglichst schnell erneuert werden. Auch wenn der ideelle Wert nicht ohne Weiteres wiederherzustellen war. Denn in das Original waren Fragmente eines alliierten Flugzeuges und eines deutschen Panzers aus dem Zweiten Weltkrieg eingegossen, um den Charakter dieser Friedenslinde zusätzlich zu betonen.
Freude über die neue Gedenktafel Eduard Silge, Ludger Kövener (Heimatverein), Thomas Wobker und Johannes Averbeck (Lions) (v.l.) freuen sich über die neue Gedenktafel.
Für eine neue Platte hatten Eduard Silge und seine Mitstreiter jedoch auch ein wenig Glück im Unglück. Denn die fast unbeschädigte Gussform war noch im Besitz von Eduard Silge. So konnte vergleichsweise schnell eine weitere Tafel erstellt werden. Bereits am 10. September, wurde diese neue Gedenktafel anlässlich einer ökumenischen Friedensandacht am Heimathaus unter Beteiligung der Pfarrer Sacha Sommershof und Karl Josef Rieger dem Heimatverein übergeben und gesegnet. Jüngst konnten sich der Vorsitzende des Heimatvereines, Franz Josef Elberich, Unterstützer, Nachbarn und Initiatoren zur Feierstunde an der Friedenslinde in der Bauerschaft Brock treffen. Der stellvertretende Bürgermeister Jochem Neumann lobte das schnelle und unbürokratische Vorgehen von Heimatverein und Eduard Silge. Er dankte nicht zuletzt auch dem Lions Club Ostbevern für die finanzielle Unterstützung, wodurch es gelungen war, innerhalb kürzester Zeit einen Nachguss der Gedenktafel zu realisieren.
Laurenz Drees bei der Arbeit Laurenz Drees, Sohn von Bernhard Drees, bringt die Gedenktafel fachgerecht an.
In Teamarbeit brachten Vertreter des Lions Clubs Ostbevern und Jochem Neumann, ausgestattet mit einer Wasserwaage, die neue Gedenktafel an dem Gedenkstein an. Die fachgerechte Ausführung erfolgte durch Laurenz Drees, Sohn von Bernhard Drees. Klaus Brandes, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, erinnerte in einer kurzen Biografie an die Umstände, die Bernhard Drees nach seiner harten Zeit als Soldat und Kriegsgefangener in Russland bewegten, die Linde als Mahnmal für den Frieden zu pflanzen. „Nie wieder Krieg" war das Resümee aus den schrecklichen Erfahrungen nach zwölf Jahren im Krieg. Die Replik ist bewusst nicht mehr aus Bronze, sondern aus Eisenguss gefertigt, um das Interesse von Metalldieben an der Tafel zu mindern, nicht aber das Interesse der Besucher an der Botschaft. Eduard Silge erinnerte an den Wunsch der Initiatoren von 1997: Die Gedenkstätte im Brock soll an die Kriegsgräuel erinnern und viele Passanten zum Innehalten anregen. Die Botschaft von Bernhard Drees sowie auch des Westfälischen Friedens von 1648 auf der Gedenktafel möge Mahnung für zukünftige Generationen bleiben: „Pax Optima Rerum - Frieden ist das beste aller Dinge!"