Musik, Filme und viele Geschichten
WN-Bericht Heimatverein, Fotos Klaus Brandes
Mittwoch, 08.11.2023
Viel mehr kann man in so einen Abend nicht hereinpacken. Die Akteure hatten sich mächtig ins Zeug gelegt um die Gäste nach der „Sommerpause“ wieder zu begeistern. Ungewohnt und sicherlich eine Premiere im Heimathaus, es wurde ein Film in Plattdeutsch gezeigt. Daher war auch die Bestuhlung völlig anders als sonst. Mit knapp70 Besuchern und Akteuren war die Tenne voll besetzt und zunächst begrüßten Franz-Josef Elberich und Hermann Kövener „de leiwen Lüe“, natürlich auch „up Platt“.
Mit knapp 70 Besuchern und Akteuren war die Tenne voll besetzt.
Beim Filmtitel „Wild Wild Westfalen“ denkt man zuerst an einen echten Western, ist dann aber überrascht, die Handlung spielt um 1870 im südlichen Westfalen, ganz in der Nähe von Ascheberg. Strontianit, das wurde früher zur Zuckerherstellung gebraucht, war gefunden und die Geschehnisse rund um die Grube nehmen ihren Lauf. Einer der Protagonisten ist Bernd Artmann, der im Film den „Karl“ verkörpert. Er wohnt in Ostbevern, ist bei den Plattdeutschen Abenden seit Jahren als Vortragender mit markanter Stimme dabei. Er erzählte auch im Anschluss einiges zum Film, dem Casting und den Dreharbeiten, die in einem Ibbenbürener Steinbruch stattgefunden haben. Weshalb für einen so kurzen Film von 15 Minuten ganze vier Drehtage um Ostern 2022 erforderlich waren, erklärte Artman auch.
Die Biäwersänger waren für die Musik zuständig.
Für die Musik waren dann die Biäwersänger zuständig. Mit „Guod wieder hier to siehn“ zeigten auch sie die Freude über den Start in die Wintersaison. Dass der „Gausegant“, also der Gänserich, Federn lassen muss, wenn die Mutter ihrem Sohn nach einer Attacke zu Hilfe kommt, das wusste schon Augustin Wibbelt. Aber auch die Jagdsaison wurde musikalisch gewürdigt und die Zuhörer hatten ihren Spaß. In der anschließenden Pause war ein wenig Zeit für Gespräche untereinander.
Lustig, aber auch nachdenklich ging es dann natürlich auch bei den Wortbeiträgen der Plattdeutschen Akteure zu. Sie hatten sich „Dönekes“ also Geschichten, passend zur Jahreszeit herausgesucht. In einem Sketsch mit Gerda Käuper und Kermann Kövener, basierend auf einer Geschichte von Loriot, wunderte man sich, dass man mehr als fünf Minuten über die Zubereitung von einem weichen oder harten Viereinhalb-Minuten-Ei diskutieren konnte. Anni Preckel lies dann Libeth zu einer Kur nach Wörrishofen reisen, dort konsultierte diese sogar Dr. Kneipp. Bernd Artmann erzählte vom Maß halten, auch bei Kirchenbesuchen und davon, dass ein Jägersmann nicht nur sitzen darf, sondern sich bewegen muss. Von den Problemen, die Fremde in Detten, dem Ort Emsdetten, auch schon vor mehr als 70 Jahren hatten, wenn sie als Flüchtlinge „Poggenstöhle“, also Pilze suchen gingen, berichtete Gerda Käuper und zog Parallelen zur heutigen Situation von Flüchtlingen.
Die Wortbeiträge kamen von Anni Preckel, Bernd Artmann und Gerda Käuper (v. l.).
Für herzhaftes Lachen sorgte dann noch einmal Hermann Kövener, der über den Verbleib eines vermutlich trockenen Mettendchens in der Erbsensuppe beim Schüsseltreiben nach der Jagd eine Erklärung parat hatte. Die Biäwersänger unter Leitung von Hubert Bals übernahmen den musikalischen Abschluss. Sie sangen vom Münsterland, sinnierten beim „Leed an de Pulle“ über Hochprozentigen und darüber was man sagt, wenn Freunde auseinandergehen.
Nicht zu vergessen, es war gemütlich im alten Fachwerkhaus. Die neue Heizung sorgte für passende Temperaturen und auch der Glühwein, der von den unentbehrlichen Helferinnen ausgeschenkt wurde, tat seine Wirkung. Auf den nächsten Termin am 06. Dezember darf man sich schon freuen. Vorher, am 1. Adventssonntag ist das Heimathaus auch wieder geöffnet, dann werden, wie seit Jahren, Spekulatius gebacken.