Ökumenische Friedensandacht am 10. Oktober am Heimathaus
WN-Bericht von A. Große Hüttmann
Montag, 09.10.2023
OSTBEVERN. Auch wenn Ostbevern im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont wurde, ein Ereignis, dabei wurden sieben Mitglieder der Familie Poggenburg ausgelöscht, bewegt noch heute etliche. Eigentlich wollten sie nur nach Münster, um am Rande eines Oberinnentreffens im Mutterhaus der Clemensschwestern eine Verwandte zu besuchen. Doch der eigentlich fröhliche Ausflug löschte nahezu die gesamte Familie aus.
Genau daran will der Heimatverein am Jahrestag des Angriffs, am 10. Oktober, mit einer ökumenischen Friedensandacht erinnern. Diese findet um 19 Uhr am Heimathaus statt, dem ehemaligen Haus Poggenburg. Klaus Brandes wird dabei auf das Schicksal der Familie eingehen, zudem wird eine neue Gedenktafel für die Friedenslinde gesegnet.
Eine Friedensandacht wird am 10. Oktober am Heimathaus und diesem Bildstock stattfinden, um der Ostbeverner pfer des Bombenangriffs auf Münster (I.) zu gedenken. Foto: Stadtmuseum Münster/Brandes
Wie bereits berichtet, hatte Unbekannte diese vor einigen Wochen mutwillig aus dem Stein herausgebrochen und entwendet.
Zum tragischen Ereignis vor 80 Jahren: Der Hof Poggenburg wurde seit den 1930er Jahren vom Neffen des Bischofs, Josef Poggenburg und seiner Frau Anne, geführt. Josefs Schwester Johanna indes ging ins Kloster und wurde nach einiger Zeit als Schwester Brigitta Oberin im Kloster Bockum-Hövel.
Am 10. Oktober 1943 nahm die Oberin an einem Ordenstreffen in Münster teil. Um die Schwester und Tante am Rande dieser Zusammenkunft zu treffen, machten sich aus Ostbevern die Eheleute Poggenburg mit ihren beiden Kinder Elli (9 Jahre) und Johannes (7 Jahre) auf den Weg in die Domstadt. Auch zwei weitere Familienmitglieder, die in Münster wohnende Tante, eine Schwester des Bischofs, und dessen Nichte nahmen an dem kleinen Familientreffen teil.
Einen Tag vorher gegen 22 Uhr teilte man den Navigatoren des 95. Bombengeschwaders mit, dass das Ziel am folgenden Tag der Eingang des Doms zu Münster sei. Mehr als 200 Bomber der United States Air Force flogen daraufhin am 10. Oktober zunächst Richtung Ruhrgebiet, um über Haltern abzudrehen und Münster anzusteuern.
Um 14.55 Uhr heulten die Sirenen: Bombenalarm. Viele Menschen nahmen den Alarm zunächst nicht ernst, denn zum ersten Mal nach bisherigen Angriffen im Dunkeln auf meist militärische Ziele kamen die Bomber am helllichten Tag und nahmen laut Heimatverein erstmals Zivilisten ins Visier. Jede Boeing B-17 hatte fünf Tonnen Bomben geladen. Sie nutzten bei ihrem Anflug die Stufen des Westportals des Doms als Orientierungsmarke. Zwischen 15.03 und 15.20 Uhr erfolgte das Bombardement.
„Die erste Sprengbombe traf ihr Ziel - das Gewölbe des Doms zu Münster. Es fielen 2200 Sprengbomben, 20 000 Stabbrandbomben und 660 Phosphorbomben", weiß Klaus Brandes vom Heimatverein.
Das gesamte Stadtzentrum wurde zerstört. Auch das Mutterhaus der Clemensschwestern erhielt Volltreffer, bei dem neben 52 Teilnehmerinnen der Oberinnen-Tagung auch die anwesenden Mitglieder der Familie Poggenburg den Tod fanden. Daran möchte der Heimatverein mit seiner ökumenischen Friedensandacht, zu der alle Interessierten eingeladen sind, erinnern.