Erster Plattdeutscher Abend nach drei Jahren


Text und Foto Alfred Stiller

Donnerstag, 03.11.2022

Der letzte Plattdeutsche Abend fand im Heimathaus Ostbevern im März 2019 statt. Seitdem waren diese Veranstaltungen, die immer monatlich in dem Winterzeitraum November bis März zum festen Programm des Heimatvereins zählten, pandemiebedingt ausgefallen. Leider waren nur knapp 30 Zuhörer ins mit Blumen dekorierte und angenehm warme Haus gekommen. Trotzdem war der Start, wie immer mit Glöckchengeklingel und „Guoden Aobend leiwe Lüe“, gelungen. Die Akteure Anni Preckel, Gerda Käuper, Hermann Kövener und Bernd Artmann hatten sich um ein breites Spektrum an Geschichten gekümmert und Werner Kövener sorgte mit Musikbeiträgen auch für gute Stimmung.
Akteure des plattdeutschen Abends

Der „Kapellmeester“ war dann auch gleich gefordert, als alle gemeinsam das Lied „Up mienen Trecker“ sangen. Dann erzählte Hermann Kövener vom November, mit dunklen Tagen, Nebel und Sturmwind. Dass man die verschlissenen Holsken (Holzschuhe) mit Haferstroh sowohl flicken als auch wintertauglich machen kann, auch das war ihm bekannt. Geschichten von verblassten Blättern, Geschichten von verblühten Blättern, von Allerseelen mit „Lämpkes in Pastor sein Goarden“
Lautsprecheranlage des Heimatvereins kam anschließend zum ersten Einsatz. Anni Preckel begann mit einer lustigen Erzählung von Augustin Wibbelt, bei der es um eine Schatzsuche in der Mergelkuhle ging, die aber am Ende zur Falle für einen Teil der Schatzgräber wurde. Ganz anders, eher düster und bedrückend war der Beitrag von Gerda Käuper, da trieben Schmuggler bei Nacht Vieh über die Grenze. Ein Mord wurde verübt und bei der Flucht der Familie kam dann noch der Säugling, dessen Schreien aus Angst vor Entdeckung durch die Gendarmen unterdrückt worden war, zu Tode. Die Zuhörer waren so ergriffen, dass der Beifall erst nach einer kurzen Pause und dann auch zögerlich, verhalten einsetzte.
Akteure des plattdeutschen Abends Hermann und Werner Kövener
Eine Zeitreise, vielleicht drei oder viertausend Jahre zurück, machten dann Bernd Artmann als Gottvater und Hermann Kövener als Moses. Da merkte man, dass beide Theaterspielen gelernt hatten. Artmann stimmgewaltig mit tiefstem Bass präsentierte die zehn Gebote auf dem Berg Sinai. Kövener mäkelte über fast alle Vorgaben und Einschränkungen und konnte oft nur durch ein Donnerwetter gestoppt werden. Das war eine absolut gelungene Einlage vor der Pause. Danach ging es mit Musik weiter und man kam zu vielen neuen Erkenntnissen über die Verwendung von Kartoffeln, über die Probleme, die es gibt, wenn Advokaten und Pastöre Petrus zum Abschluss von schriftlichen Arbeitsverträgen bringen wollen, von den unterschiedlichen Ansichten, ob eine Baum sehenswert ist, oder nur die Sicht verhindert. Nochmal mit einem Sketsch brachten Bernd Artmann und Hermann Kövener alle zum Lachen. Die brennende Gasflasche hatte nicht nur die Fensterscheiden sondern, so erfuhr man scheibchenweise, die ganze Fabrik zerstört.
Zum Schluss gab‘s dann noch eine „Weltpremiere“. Das Lied von Billie Jo Spears hatte Hermann Kövener umgeschrieben und bei „Sing mir von damals ein Lied“ wurden all die Dinge aufgezählt, die es früher gab. Das ging vom Muckefuck bis per Hand melken und all das ist heute Vergangenheit. Dafür gab es anhaltenden Applaus und noch eine kleine Zugabe. Der nächste Plattdeutsche Abend ist am 07.12.2022. Vorher werden aber noch am 1. Advent, Sonntag, 27.11.2022 Spekulatius im Heimathaus gebacken.