Zwei Kilogramm Wäsche am Leib

Ausstellung im Heimathaus Ostbevern
WN-Bericht und Foto Anne Reinker

Dienstag, 25.10.2022

OSTBEVERN Was trugen Frau und Mann früher gerne drunter? Liegen heute Top, Bodys und Slips in den Schubladen, trugen die Leute früher Leibchen, Unterkleider oder Unterhosen aus reiner Baumwolle oder Leinen. Vor allem praktikabel musste es zu damaligen Zeiten sein. Im Heimathaus ist aktuell eine große Auswahl davon zu sehen. Zudem bietet Hildegard Wördemann Küchentücher, Bettwäsche & Co. aus alten Beständen an.
Ausstellung im Heimathaus: Die Entwicklung der Wäsche vor mehreren Jahrhunderten Die Warendorferin Christa Neumann (r.) erklärt den Besuchern der Ausstellung im Heimathaus die Entwicklung der Wäsche vor mehreren Jahrhunderten.

Textiler Schatz
Angelika Schulze Hagen organisierte die Ausstellung, die textilen Seltenheiten stammen von Christa Neumann, die ihre Sammlung dem Heimatverein überlässt. „Das ist ein echter Schatz für uns“, freute sich Angelika Schulze Hagen über die zahlreichen Exponate. „Es sind Zeichen der Zeit.“ Was die Initiatorin noch von den Vorfahren ihrer eigenen Familie kennt: „Die Nachbarn haben die Truhe mit der Aussteuer bei der Hochzeit überprüft“, berichtete sie. Brachte die Braut eine umfangreiche Aussteuer mit in die Ehe, „war das für sie das halbe Leben“, umschrieb Schulze Hagen, wie wichtig das Sortiment, aber auch die Anerkennung der Nachbarn und Angehörigen damals waren. Musste etwas neu hergestellt werden, lief es bei vielen Familien so ab: „Die Näherin fuhr mit ihrer transportablen Maschine von Hof zu Hof“, erklärte Christa Neumann den Besuchern der Ausstellung.
Das Material der Stücke war schwer, so dass eine Frau etwa über zwei Kilo allein an Unterwäsche an sich trug. Was heute kaum vorstellbar ist: 1896 wurde im Rahmen der Frauenbewegung der „Allgemeine Verein für Verbesserung der Frauenkleidung“ gegründet, im Mittelpunkt der Diskussion stand damals aus gesundheitlichen Gründen das Korsett und so kamen Leibchen und Brusthalter auf den Markt. Doch viele Frauen meinten damals, die „Korsettlosigkeit“ sei ein Zeichen für Unweiblichkeit, so dass sie zumindest in Ansätzen noch weiterhin genutzt werden sollte, wie Christa Neumann für ihre Sammlung in Erfahrung brachte.
»Die Näherin fuhr mit ihrer transportablen Maschine von Hof zu Hof.« Christa Neumann
Auch die Kleidung der Männer bekommt in der Ausstellung einen Platz. Die Jahrhunderte um 1800 brachten bei der Männerbekleidung die klare Unterscheidung in Unter- und Oberhemden und ihre gleichzeitige Verwendung, die aber vor allem dem Wohlhabenden möglich war. Die nicht so gut gestellten Herren mussten sich teilweise bis in das 20. Jahrhundert hinein mit nur einem Hemd begnügen. Die Rolle der Frau hat sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts stark verändert. Die durch den Ersten Weltkrieg erzwungene Selbstständigkeit habe die Berufstätigkeit gefördert, so Neumann. Das neue Selbstverständnis der Frauen drückte sich auch in der Kleidung aus, die modischen Trends entwickelten sich weiter, Veränderungen, die im Heimathaus gut nachzuvollziehen sind. Wer noch einen Blick auf die Ausstellung werfen möchte, hat am Sonntag (30. Oktober) von 14.30 bis 17 Uhr dazu Gelegenheit