Auf den Spuren der Vorfahren

Mary Sherman aus Cincinnati besucht das Heimathaus
Veröffentlichung WN vom 28.05.2022, Bericht Daniela Allendorf, Foto D. Allendorf/Heimatverein

Samstag, 28.05.2022

Mary Sherman, Ute und Werner Schubert im Heimathaus
OSTBEVERN Werner (l.) und Ute Schubert (r.) sitzen mit Mary Sherman aus den Vereinigten Staaten am Tisch im Heimathaus und plaudern. Die drei wirken vertraut miteinander. Denn gleich mehrere Tage verbrachte die Amerikanerin in der Bevergemeinde, um sich auf die Suche nach Spuren ihrer Vorfahren zu machen. Die sind nämlich 1835 aus Ostbevern in die USA ausgewandert.
„Rund 20 Familien aus den USA haben wir schon hier zu Besuch gehabt“, sagt Werner Schubert, der sich immer wieder über solcherlei Besuche freut und nicht müde wird, die Nachfahren der Auswanderer mit Informationen zu versorgen. „Ich hatte schon im Vorfeld den Heimatverein angeschrieben“, erzählt Mary Sherman, die insgesamt einen ganzen Monat in Deutschland verbringt. Schon da habe sie zahlreiche Informationen bekommen, doch beim Besuch jetzt, sei alles noch viel greifbarer. So besuchte die 67-jährige Familienanwältin – die inzwischen im Ruhestand ist und nach eigenem Bekunden nun Zeit hat, sich mit der Historie ihrer Familie ausgiebig zu beschäftigen – mit den Schuberts unter anderem den ehemaligen Hof ihrer Vorfahren, der nördlich der Loburg liegt und vor der Auswanderung von ihrem Ur-Ur-Ur-Großvater Joan Wilhelm Sudhues, genannt Schürmann, verkauft wurde.
Keine Auswanderungserlaubnis für den ältesten Sohn
Als Mary Sherman und die Schuberts gemeinsam im Heimathaus sitzen, studieren sie zusammen unter anderem das Auswanderungsgesuch, welches Joan Wilhelm Schürmann am 28. Juli 1835 für sich, seine zweite Frau Anna Maria Elisabeth Bietebeer, genannt Schürmann, und seine fünf Söhne beantragte. „Der älteste Sohn durfte mit seinen 17 Jahren allerdings nicht mit auswandern“, erklärt Werner Schubert und weiter: „Er musste erst einmal seinen Wehrdienst ableisten.“ Doch nachdem er die 36 Monate Wehrdienst absolviert habe, sei er auch noch gegangen. „Heimlich“, sagt Schubert mit einem Augenzwinkern.
Die Familie ist zuvor mit dem Segelschiff „Pilot“ von Bremen nach Baltimore gereist und hat in Fort Loramie einen Farm gekauft. Der jüngste Sohn der Schürmanns, Joann Herman Heinrich Wilhelm, geboren 1829 in Ostbevern, heiratete 1854 die aus Belgien ausgewanderte Maria Hummer. Die beiden sind direkte Vorfahren von Mary Sherman, die während des Gesprächs ihre Blicke durchs Heimathaus schweifen lässt: „Es ist toll zu sehen, wie die Menschen früher gelebt haben“, sagt sie.
»Es ist toll zu sehen, wie die Menschen früher gelebt haben.« Mary Sherman
Besonders beeindruckt hat sie der Besuch in der Ambrosiuskirche. Dort habe sie sich den Taufstein angesehen, an dem ihre Vorfahren getauft worden seien. „Das Bild habe ich sofort an meine Schwester geschickt“, sagt die 67-Jährige. Das sei ein richtiger Gänsehautmoment gewesen. Nach und nach setze sich so das gesamte Puzzle ihrer Familiengeschichte zusammen. Stunden habe sie schon vor dem Laptop verbracht und nach Spuren gesucht, aber der Besuch in Ostbevern sei etwas ganz Besonderes. „Ich wollte einfach wissen, wie meine Vorfahren gelebt haben“, sagt Mary Sherman. Dank der Schuberts habe sie nun eine Idee davon. Und ein weiteres Lob hat sie auch parat: „Ostbevern ist ein sehr schönes Dorf. Ich mag es“, sagt die aus Cincinnati stammende Sherman, die in Deutschland unter anderem auch Berlin, Nürnberg, Hamburg, Bamberg und Regensburg besuchte.