Plattdeutscher Abend: „O, wu is et kaolt nu wuorden“

06. November 2019


Gut besetzt war die Tenne im Heimathaus beim ersten Plattdeutschen Abend der Wintersaison 2019/20. Franz-Josef Elberich und Hermann Kövener begrüßten die Besucher und auch den Männerchor des Heimatvereins, die Biäwersänger. Kövener erzählte von der Novemberstimmung, den Nebeltagen und den klaren Tagen mit „mächtig Spektakel am Himmel“, wenn die Kraniche vor kurzem in den Süden zogen.

Plattdeutscher Abend am 06.11.2019

Auch die düsteren Gedenktage zum Anfang des Monats betrachtete er. Dann sangen die Biäwersänger, diesmal unter Leitung von Hubert Bals, da der Dirigent Roland Rösing erkrankt war. Den jahreszeitlich geprägten Liedern „ O, wu is et kaolt nu wuorden“, oder „O suuren Winter“ folgte ein „Horrido“ auf die Jägerei und das einfühlsame „No’n Riägen“. Im Beitrag von Hermann Kövener präsentierte er alle Heiligen mit ihren speziellen „Aufgabenbereichen“ und deren Aufforderung, sei kein Faulpelz und kümmere dich selbst. Aus der Feder von Hannes Demming gab es dann noch Ratschläge mehr zu „gnöcheln“, also lachen, denn das macht glücklich.

Plattdeutscher Abend am 06.11.2019
Dass sie auch in hohem Alter die Technik nicht scheut, zeigte Anni Preckel dann am Mikrofon. Die nachdenklich machende und bedrückende Geschichte eines Spätheimkehrers nach dem Weltkrieg, der kurz darauf zu Hause verstarb, ging schon unter die Haut. Die Zuhörer hatten das Gefühl, zusammen mit der Ehefrau auf dem Friedhof zu stehen. Unterhaltsam ging es dann bei Albert Laubrock zu. Ein Einkaufsbummel, für manche Frauen ein Erlebnis. Wenn aber Männer eine neue Hose kaufen sollen und die Gattin immer wieder etwas auszusetzen oder zu kommentieren hat, wird Einkaufen für Männer zur Tortur. Dass auch in einem scheinbar vollen Blumentopf mit Golfbällen, Kieseln und Sand immer noch Platz für ein oder zwei Biere ist, erklärte Gertrud Mussmann. Wichtig ist es, auf die Reihenfolge von Wichtigem und Nebensächlichem zu achten.
Plattdeutscher Abend am 06.11.2019
Auch ein Schild im Apfelgarten des Pastors mit dem Hinweis „Gott sieht alles!“, hält Apfeldiebe nicht ab, wusste Hermann Kövener, denn der Dieb kommentierte „Das schon, aber er verrät mich nicht“. Keine Krankheit kann so schlimm sein, dass sie nicht mit Wein, Wacholder oder ähnlichem bekämpft werden kann, sagt die Oma zum Enkel und so schlimm, dass sie Wasser trinken musste, war’s noch nie. Nach einer Pause zum miteinander reden wies Franz-Josef Elberich schon einmal auf das Spekulatiusbacken des Verein am 1. Advent hin. Eine gruselige Geschichte vom Nobiskrug in der Nähe von Handorf gab Hermann Kövener zum Besten. Ob man da wirklich früher mit dem Teufel, der soll der Wirt gewesen sein, um seine Seele würfeln konnte, blieb aber unklar. Erbensuppe, die erst, wenn sie angebrannt ist, so schmeckt, wie bei der verstorbenen früheren Ehefrau war das Thema von Anni Preckel.
Plattdeutscher Abend am 06.11.2019
So ging es meist recht vergnüglich weiter, wie mit der älteren Dame, die den Bahnhofsbeamten am Schalter mit ihren Fragen zur Weißglut bringt. Oder aber dem Koch, der Gans und Schwan verwechselt und dem neuen Pastor im Münsterland, der bei der Predigt noch nicht das rechte Maß findet.Wie wichtig die Zeitung für Rentner ist, auch das wurde geklärt, denn wenn man nicht auf einer der letzten Seiten steht, dann kann man getrost aufstehen. Die Biäwersänger machten mit einem flotten „Kumm sing een Leed met mi“, dem „Pöggsken“ und der „Gausegant“ noch einmal Stimmung, bevor es mit einem plattdeutschen Text zur Kaperfahrt ging. Sichtlich zufrieden waren dann sowohl die Besucher als auch die Akteure und Organisatoren. Der nächste Plattdeutsche Abend ist dann am 04.12.2019 zur gewohnten Zeit.