Werner Schubert und die Auswanderer aus Ostbevern

Freitag, 19. April 2019

Werner Schubert liebt es in alten Unterlagen zu stöbern, Archive zu durchforsten und Geschichten zu erforschen. Unter anderem hat er sich auf die Spuren der Auswanderer aus Ostbevern aus dem 19. Jahrhundert gemacht.

Ostbeverner in Cincinnati

Mit den Menschen, die Ostbevern im 19. Jahrhundert in Richtung Amerika verlassen haben, hat sich Werner Schubert intensiv beschäftigt. Diese Geschichten hat er in seinen Büchern dokumentiert.Die Faszination zu forschen, die Leidenschaft immer tiefer in die Geheimnisse der auswanderfreudigen Ostbeverner des 19. Jahrhunderts einzutauchen und eine fast vier jahrzehntelange Ausdauer zu haben, um die Geschichten von 428 Einheimischen zu erforschen, sie fast schon minuziös zu erfassen und in sieben Büchern mit zwölf Bänden zu veröffentlichen: Werner Schubert hat diese Leistung vollbracht: ehrenamtlich, unentgeltlich und voller Lust und Freude, alles zu erfahren und zu veröffentlichen, was Ostbeverner seinerzeit bewegt hat, Deutschland zu verlassen und in Amerika das Glück des Lebens zu finden.

Deshalb ist Schubert, der lange Zeit stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins war, nicht nur für den Verein, sondern die Gemeinde quasi ein Glücksgriff. Vor einem halben Jahrhundert fand er mit seiner Familie in Ostbevern selbst eine Heimat. Ende der 1960er Jahre arbeitete er als Elektro-Ingenieur bei der Deutschen Post. Auf seiner Entdeckungstour durch die Postgeschichte von Ostbevern begann er ab 1974 zu forschen.

Nach sieben Jahren Forschungsarbeit veröffentlichte Schubert 1981 seine Dokumentation in einem 80-Seiten-Buch. "Diese Forschungsarbeit bereitete mir viel Spaß", sagt Schubert. Sie löste so viel Eigeninitiative aus, dass er sich dem nächsten, viel größeren − weltumfassenden − Thema widmete: der Auswanderung der Deutschen, speziell aus Ostbevern, nach Amerika. Dabei kam Erstaunliches heraus: Die Personen seinerzeit hatten fast alle nur dieses eine Ziel: die 1788 von Deutschen mitgegründete Stadt Cincinnati im Bundesstaat Ohio.

1840 lebten dort 46.000 Menschen mit einem deutschen Anteil von über 28 Prozent. Schubert hat in seinem 4312 Seiten starken Gesamtwerk 428 Personen aufgelistet, bei denen eine amtlich genehmigte Auswanderung zugrunde liegt. Werner Schubert forscht seit 38 Jahren.

Schuberts Grundlagenforschung zur Auswanderung aus Ostbevern zwischen 1833 und 1903 ist verbunden mit zahlreichen Begegnungen und intensiven Nachforschungen mit und über Auswanderern und Familienangehörigen. In Staats-, Kreis- und Pfarrarchiven und in der Deutschen Uni-Bücherei in Cincinnati stöberte er nach Daten, Fakten und Dokumenten. Dabei erfuhr er auch, dass von den 428 in der Auswertung erfassten Auswanderer 223 (52,10 Prozent) mit Genehmigung der Königlich Preußischen Regierung zu Münster und 205 (47,9 Prozent) ohne G enehmigung auswanderten.

Auskünfte erhielt Werner Schubert auch bei den Besuchen auf 140 Bauernhöfen. Der Zugriff über das Internet auf Passagier- und Volkszählungslisten in Amerika ließ dann neue Bücher entstehen. Er vertiefte sein Wissen durch weitere Besuche in den Vereinigten Staaten: 1989 in Portland mit dem F amilientreffen Sander und das wiederholte er 1994 beim Familientreffen Sander in Moberly (Nähe St. Louis). 1998 besuchte er den Hauptanziehungsort der Ostbeverner Auswanderer: Cincinnati. Dort hielt er nicht nur Vorträge über seine Forschungen und erfuhr auch weitere Details: Sieben Bücher erschienen, über jede Bauernschaft gab es eine gesonderte Abhandlung.

Seit 2014 gab es sieben weitere Bücher, sodass Schubert die Grundlagenforschung mit sieben Bänden abschließen konnte. Zusätzlich hatte er noch Energie, ein Buch über topographische Karten von 1701 über den Ortskern Ostbevern zu veröffentlichen. Unter anderem will Schubert nun noch von Auswanderern geschriebene Briefe aus der Zeit von 1850 bis 1949 veröffentlichen. Die Schriftstücke müsse zunächst entziffert und abgeschrieben werden. Schubert plant ein Werk mit etwa 350 Seiten.Und die Ideen für weitere Projekte gehen dem ambitionierten Heimatforscher nicht aus.

Alle Bücher von Werner Schubert können übrigens im Historischen Seminar der Uni in Cincinnati, im NRW-Archiv in Münster, im Kreisarchiv Warendorf, im Auswandererhaus Bremerhaven, im Heimathaus Ostbevern und bei ihm selbst eingesehen werden.
(Foto: Anne Reinker)