Plattdeutscher Abend im Heimathaus

Ende der Wintersaison
Bericht Alfred Stiller, Fotos Klaus Brandes

Mittwoch, 06.03.2024

Gar nicht mehr winterlich sah es im Heimathaus aus. Bunte Primeln auf den Tischen kündeten das Frühjahr an und Hermann Kövener begrüßte die 50 Gäste zum letzten Plattdeutschen Abend der „Saison“ im „komodigen Heimathues“. Die Fastenzeit hat begonnen, das Frühjahr zeigt sich draußen überall, die Tage werden länger, es geht auf Ostern zu, so sollten nach Köveners Worten auch die Beiträge der Akteure gestaltet sein. Bis auf Bernd Artmann, der verhindert war, waren alle Vortragenden und auch der „Kapellmeester“ Werner Kövener gekommen. Auf dessen Geburtstag, vor zwei Tagen, gab es dann kleine Gläschen für alle Besucher und natürlich ein Liedchen.
Werner Kövener am Akordeon Werner Kövener .
Dankesworte gab es noch für alle Mitwirkenden, für all diejenigen, die sich um den reibungslosen Ablauf und den Service kümmern und auch für die Besucher, ohne die das ja alles gar nicht zu machen wäre. Musikalisch wurde mit Akkordeonbegleitung „im Mäten de Buer sien Hector anspannt“ gemeinsam gesungen und Hermann Kövener erzählte von Spechten, Spatzen, dem Säen und Pflanzen und dem Leben auf dem Bauernhof im Frühjahr. Da spielte auch die nächste Geschichte, in der Fastenzeit, statt des Verzichts aufs Rauchen, wie es der Nachbar macht, lieber getrennte Schlafzimmer und die nächtliche Botschaft der Ehefrau Anna: „Du, Nachbar Bänd smökt auk wier“. Bei Anni Preckel spielte übermäßiger Alkoholgenuss in der Geschichte eine Rolle. Betrunken im Kuhstall, die Kuh leckt übers Gesicht, ein Gefühl wie beim örtlichen Barbier. Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite. Genauso lustig war der Beitrag von Albert Laubrock, bei dem ein etwas einfältiger Knecht diverse deftige Leckereien und einen Brief zu einem Verwandten des Bauern in die Stadt bringen sollte. Da kamen aber statt drei nur zwei Mettwürste an. Ohne richtige Fragen gab es da keine klare Antwort nach dem Verbleib. Berufswünsche und politischer wie beruflicher Werdegang von zwei sich sehr ähnlich sehenden Nachbarsjungen beleuchtete Gerda Käuper. Der eine bleibt im Münsterland und wird zielstrebig dort Landgerichtsdirektor. Der andere zieht nach Paderborn und erreicht über politische Verbindungen in der braunen Zeit auch diese Position, bei dem hat aber „der Unglaube geholfen“. Viel entspannter gings dann bei Hildegard Wegmann zu. Ein runder und etwas älterer Ehemann macht plötzlich Morgengymnastik zu Radiomusik am offenen Fenster. Es dauert Tage, bis die Ehefrau sieht, dass im Nachbarhaus ein „kurantes und junges Wicht“ am Fenster leichtbekleidet auch Übungen macht. So ging es lustig weiter, Arbeit auf dem Hof, deftiges Frühstück, die Wette, ob Wilm dreiundeinhalb Dutzend Eier essen kann. Da zeigte sich, wer rechnen kann ist klar im Vorteil.
Direkt vor der Pause gab es dann noch eine Überraschung. Christa Mußmann-Reckermann sang, begleitet von Werner Kövener am Akkordeon, das Lied „Lili Marleen“, welches in der Zeit des Zweiten Weltkriegs von Lale Andersen Millionen Menschen emotional berührte. Sehr gekonnt, mit rauchiger Stimme und vom Original kaum zu unterscheiden, das war schon toll gemacht und viele summten die Melodie mit. Klar gab es auch da anhaltenden Applaus.
Nach der Pause gings dann mit Musik und vielen Beiträgen weiter. Da gings um zarte erste Kontakte zwischen Nachbarskindern, um den Hühnerfreund, dem nur noch der passende Hahn fehlt, um Öhm Henrich, der sich an die junge Magd herangemacht haben soll und um den Hasen, der bei dem aktuellen Hochwasser auf einen Baum kletterte. Zum Schluss wurde sogar über Cannabis im Wald und die Weltsprache Plattdeutsch im Himmelreich geredet. Da konnte man wirklich nach der Melodie „Kein schöner Land…“ begeistert mitsingen. Ein Dank an alle Akteure, Helfer und Besucher, diverse Blumensträuße und Flaschen, gab es vom Vorsitzenden Franz-Josef Elberich. Das alles verbunden mit dem Wunsch auf ein Wiedersehen im November beim Plattdeutschen Abend.
Pianist Daniel Roth und Norbert Fimpel am Saxofon im ausverkauften Heimathaus
Norbert Fimpel am Saxofon